Wie steht es um die Gesundheit in Deutschland?
Die Gesundheit einer Bevölkerung ist eng mit den Rahmenbedingungen verknüpft, die das soziale Gefüge der jeweiligen Gesellschaft, aber auch das Wirtschaftsleben im Land vorgeben. So richtig bewusst wurde dies in Deutschland erst nach dem Fall der Mauer. Denn die Bewohner der ehemaligen DDR hatten eine geringere Lebenserwartung als die im Westen. Das war jedoch nicht der einzige Unterschied. So unterschieden sich die Menschen in Ost und West auch im Hinblick auf die Zahl der Raucher und die Häufigkeit von allergischen Reaktionen. Und dies sind nur zwei kleine Beispiele. Auch heute noch ist die Gesundheit in Deutschland längst nicht einheitlich, sondern ist mitunter großen Unterschieden unterworfen.
Diese bestehen jedoch nicht mehr in Ost- und Westdeutschland, sondern sind in den Menschen selbst begründet. Zum Beispiel kann man es auf diesen kurzen Nenner bringen: Mit der Bildung steigt das Einkommen, und mit dem Einkommen steigt sowohl die Gesundheit als auch die Lebenserwartung. Aber auch die Verteilung von Ärzten und damit die Wartezeiten auf einen Termin spielen durchaus eine Rolle, wenn man die Gesundheit der Deutschen betrachtet. In unseren Tagen ist – bedingt durch die weitaus schlechtere Honorierung durch die Krankenkassen – ein wahrer Ärzteschwund zu sehen. Der Trend geht nun eher zu den großen Zentren, die sich meist in Großstädten angesiedelt haben. Auf der einen Seite ist es zu begrüßen, da hier viele verschiedene Fachärzte an einem Ort zu finden sind. Andererseits geraten vor allem Senioren oder Menschen auf dem Land ohne Führerschein leicht ins Hintertreffen, da auch der öffentliche Nahverkehr mit einer ganzen Reihe von Schwächen von sich reden macht. Aber wohin wird sich die Gesundheit in Deutschland in der Zukunft entwickeln? Wird sie sich im Ganzen verbessern oder eher verschlechtern? Es ist wichtig Daten hierzu zu erheben, damit die politischen Entscheidungsträger eventuell negativen Tendenzen mit geeigneten Maßnahmen rechtzeitig entgegen steuern können. Dass das Leben auf dem Lande um vieles gesünder ist als in einer großen Stadt, ist seit vielen Jahren bekannt. So gab es bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Bewegung, die sich als „Lebensreform“ bezeichnete. Sie machte auf die gesundheitlichen Probleme aufmerksam, die die Industrialisierung mit sich brachte und propagierte das Leben in und mit der Natur. Damit einher ging eine Kleiderreform, die zum Beispiel das Korsett als schädlich für die Gesundheit der Frauen erkannte und nach und nach verdrängte. Aber auch die Naturheilkunde ist seit diesen Jahren immer weiter auf dem Vormarsch. Im Roman „Émile oder über die Erziehung“ von Jean-Jacques Rousseau, der im Jahre 1762 erschienen ist, steht zu lesen, dass nur die Natur von Gott gewollt und alles von Menschen Erschaffene entartet und somit schädlich sei.
Erste praktische Anfänge in der Naturheilkunde begannen mit den Arbeiten von Männern wie Johann Schroth und Vinzenz Prießnitz, die die Ansichten des mittelalterlichen Arztes Paracelsus in ihre Zeit übersetzten. In diesen Zusammenhang gehört auf jeden Fall auch der weltweit bekannte Sebastian Kneipp, der die ersten „Naturheilanstalten“ ins Leben rief. Diese sind als erste Vorläufer unserer modernen Krankenhäuser zu sehen. Eine Zäsur in den Naturheilverfahren bildet die Zeit des Dritten Reiches. Damals wehrten sich die Ärzte vehement gegen das Ansinnen der Regierung, bald nur noch natürliche Heilmittel zuzulassen. Nach Kriegsende erfuhren diese Verfahren jedoch einen Aufschwung. So schwor 1970 noch knapp die Hälfte der Deutschen auf die Naturheilkunde, während es im Jahr 2013 bereits weit über 70 % sind. Diesem stetig wachsenden Interesse in der Bevölkerung tragen nun natürlich auch die gesetzlichen Krankenkassen zunehmend Rechnung. Sie bieten entweder Sondertarife oder zusätzliche Policen an, die die Kosten von natürlichen Heilverfahren, aber auch von alternativen Methoden wie vor allem der Traditionellen Chinesischen Medizin weitestgehend abdecken sollen. Aber ganz jenseits dieser vielen Möglichkeiten, zwischen denen wir heute wählen können, ist es um die Gesundheit der Allgemeinheit noch nicht richtig gut bestellt. So spricht man leider immer noch von den weit verbreiteten Volkskrankheiten.
Auf dem unbestrittenen ersten Platz ist bereits seit einigen Jahren die essentielle Hypertonie, zu Deutsch der Bluthochdruck. Auf dem dritten Platz stehen die vielfältigsten Rückenleiden, gefolgt von den Erkrankungen an Diabetes Typ 2. Hierher gehören auch die Erkrankungen des Herzens und unbedingt das krankhafte Übergewicht. Auf dem zehnten Platz rangiert Karies, was vielleicht auf den Konsum von zu vielen Süßigkeiten zurück zu führen ist. Es kann aber auch die Angst vor dem Besuch eines Zahnarztes sein, die immerhin ein ganzes Drittel der Bevölkerung eingesteht. Wir Deutschen haben aber auch unter einigen anderen Beschwerden zu leiden, deren letzte Ursache vor allem im allgegenwärtigen Alltagsstress zu finden ist. Dies sind die Erkrankungen der Seele, und inzwischen muss jede vierte Krankschreibung aus diesem Grund erfolgen. Wenn Männer in einem Industriestaat wie Deutschland psychisch krank werden, ist in den häufigsten Fällen eine Abhängigkeit von Alkohol diagnostiziert worden. 18 % der Deutschen leiden unter einer Depression, wobei Frauen doppelt so häufig wie Männer betroffen sind. Zu den Krankheiten der Seele gehören aber auch Zwangsstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Unter letzteren Beschwerden haben am häufigsten Menschen zu leiden, die in ihren Berufen einerseits großem Stress und andererseits viel Verantwortung ausgesetzt sind. Man denke zum Beispiel an Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Ärzte.
Wenn Menschen das Gefühl haben vollständig ausgelaugt zu sein und keinerlei Energie mehr aufbringen können, sprechen die Ärzte von einem Burnout. Nach neuesten statistischen Erhebungen müssen 18 % der Bevölkerung in Deutschland diesen Tribut an die schnelllebige Arbeitswelt zahlen. Hiervon sind sogar schon unsere Kinder betroffen, wobei in diesen Fällen von AD(H)S (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) zu sprechen ist. Aktuelle Statistiken gehen davon aus, dass bereits jedes vierte Kind unter Symptomen zu leiden hat, die man in früheren Zeiten einfach unter dem Begriff des „Zappelphilipp“ zusammen gefasst hat. Es gibt durchaus aber auch Stimmen, die behaupten die Pharmaindustrie hätte die Erkrankung namens AD(H)S nur zum Zweck der Steigerung ihrer Umsätze erfunden. In diese Riege gehört aber auch die Demenz, von der immer mehr Menschen betroffen sind, die das 70. Lebensjahr überschritten haben. Ab diesem Alter nehmen die Fälle der Erkrankungen zu, so sind es schon fast 35 % bei den über 90jährigen. Darüber hinaus ist bei jedem dritten Deutschen eine der vielen Formen von Angststörung behandlungsbedürftig.
Ihr Ronald Ivarsson
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Autor: Ronald Ivarsson
9. April 2021 | Posted in Gesundheit & MedizinDieser Autor hat veröffentlicht 5 Artikel. Mehr Infos über den Autor kommt bald.